Ambulante Suchthilfe Bonn - Kooperation von Caritasverband und Diakonischem Werk

AmSel

Achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte Suchtprävention in der Schule – ein Projekt zur Förderung von Selbstregulation, Beziehungsfähigkeit und Resilienz in der Lebenswelt Schule

Warum Achtsamkeit und Suchtprävention

Empirische Studien über schulische Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit zeigen, dass etwa 15 % aller schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen psychische Störungen (wie Aufmerksamkeits-, Denk- und Antriebstörungen) aufweisen. Kernsymptome sind Hypermotorik, Aufmerksamkeitsstörungen, Stressymptome, negative Stimmung und erhöhte Impulsivität. Diese wiederum werden als Risikofaktoren für die spätere Entwicklung von Suchterkrankungen identifiziert. (Schulte-Körner 2016, Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 11 | 2016).

Maßnahmen der Suchtprävention, als Teilbereich der allgemeinen Gesundheitsförderung, fördern die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit, einer aktiven Lebensgestaltung und Bewältigung von altersgemäßen Entwicklungsaufgaben.
Das Prinzip Achtsamkeit gewinnt als Präventivmaßnahme in der Gesundheitsförderung aufgrund zahlreicher wissenschaftlicher Befunde über seine Wirkungen auf die mentale Gesundheit und die Regulationsfähigkeit stark an Bedeutung.
Nachweislich stärkt regelmäßige Achtsamkeitspraxis den bewussten Umgang mit quasi automatisierten Reiz-Reaktionsmechanismen und die Selbststeuerung (vgl. Anderssen-Reuster 2009).
Angewandt auf das Thema Sucht liegen Erkenntnisse vor, die die Zunahme körperlicher Regulationsfähigkeiten durch Achtsamkeitspraxis bei gleichzeitiger Abnahme von Drogenkonsum zeigen (Price, Crowell 2016). Bezüglich der neurokognitiven Regulationskompetenzen lässt sich zeigen, dass Achtsamkeitspraxis die metakognitiven Fähigkeiten der bewussten Verhaltenssteuerung sowie die Aktivierung und Nutzung internaler Belohnungsstrukturen stärkt. In einer Metauntersuchung zeigten Zenner et al. (2014) bei 1348 Schüler*innen die an Achtsamkeitsschulungen teilnahmen im Vergleich zu 876 nichtgeschulten Kindern, signifikante Verbesserungen der kognitiven Leistungsfähigkeit, der Stressreduzierung sowie der Resilienz.
Eine großangelegte Studie des Max-Planck-Instituts für Kognitions – und Neurowissenschaften in Leipzig hat gerade gezeigt, dass Achtsamkeitspraxis in Kombination mit einem regelmäßigen mitfühlenden Austausch sowohl Stress reduzieren hilft, als auch die Gehirnareale stärkt, die für Mitgefühl und das sich in Andere Hineinversetzen verantwortlich sind. Dabei wirken v.a. die mitgefühlsbezogenen Übungen reduzierend auf stressphysiologische Parameter (Valk et al, 2017) (Engert et al, 2017).

 Vor diesem Hintergrund bilden Achtsamkeits- und Mitgefühlschulungen bei Lehrkräften und Schüler*innen prädestinierte Instrumenten für die Stärkung von Selbstbewusstsein, selbstregulativen und sozialen Kompetenzen im Kontext der Suchtprävention.

Das Projekt AmSel

AmSel ist ein substanzundifferenziertes Projekt zur Suchtprävention in Schulen, das auf Methoden zur Förderung von Achtsamkeit bei Kindern, Jugendlichen und pädagogischen Fachkräften basiert (Altner 2006,2009; Kaltwasser 2010, 2013, 2016). Regelmäßige Achtsamkeitspraxis stärkt die Selbststeuerung, aktiviert innere Belohnungsstrukturen, reduziert Stress und fördert Resilienz als wesentliches Ziel der Suchtprävention.

Der zentrale Wirkzusammenhang des Programms Amsel lautet:

Wenn Kinder, Jugendliche und Lehrende in der Lebenswelt Schule gezielt ihre Fähigkeiten zu Achtsamkeit und Mitgefühl stärken, fördert dies ihre Selbstregulation und Selbstbestimmung und stärkt langfristig ihre Resilienz gegenüber Suchtgefahren. Statt sich als Opfer der Verhältnisse zu fühlen, können sie zu selbstbewussten Gestaltern ihrer Lebenswelt werden.

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Die Zusammenhänge und Synergien zwischen achtsamkeitsorientierten Verfahren und suchtpräventiven Maßnahmen und Zielen zu beleuchten, war das Ansinnen am Fachtag „Achtsamkeit (S)sucht Prävention“ veranstaltet von update Fachstelle für Suchtprävention (Caritas/Diakonie) am 20.09.2022 in Bonn.

Der Tag beinhaltete Vorträge und Praxisworkshops von Expert:innen und Wissenschaftler:innen aus diesem neuen Forschungsfeld rund um die Frage:
Wie und inwiefern wirkt Achtsamkeit suchtpräventiv?

Die vier Hauptvorträge und das Resümee der Expert:innen des Fachtages wurden gefilmt.
Sie finden diese in unserer Mediathek.

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Pionierprojektes AmSel Achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte Suchtprävention in der Schule statt, welches von update Fachstelle für Suchtprävention in Kooperation mit den Kliniken Essen Mitte/Universität Duisburg-Essen entwickelt und umgesetzt wurde und wird. In Kooperation mit den Fachstellen für Suchtprävention des SKM Köln und der Diakonie Rhein-Sieg profitieren seit 2020 insgesamt 21 Schulen in Bonn, Köln und dem Rhein Sieg-Kreis von AmSel.

 

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Im Rahmen des AmSel Projektes ist der Film "Achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte Suchtprävention in der Schule" entstanden.

Zu sehen ist er in unserer Mediathek.

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Zielgruppen und Ziele

Zielgruppen sind im ersten Schritt schulische Multiplikator*innen (Schulleiter*innen, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen, pädagogische Fachkräfte) und im zweiten Schritt Schüler*innen (Grundschulen, Gesamtschulen, Sekundarschulen, Förderschulen und Gymnasien). Darüber hinaus werden im Rahmen von Informationsveranstaltungen auch Eltern einbezogen.

Ziele auf 3 Ebenen:

  1. Multiplikator*innen: Das AmSel Team der jeweiligen Projektschule erlernt und entwickelt im Rahmen einer Fortbildungsreihe eigene Bewusstseins- und Regulationskompetenzen sowie eine achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte pädagogische Haltung. Psychoedukative und erfahrungsbasierte Methoden werden erworben, um diese den Schüler*innen interaktiv und altersgerecht nahe zu bringen.

  2. Schüler*innen: Durch die Haltung und Anwendung psychoedukativer und erfahrungsbasierter Methoden der geschulten Multiplikator*innen lernen Schüler*innen die Achtsamkeitspraxis und deren gesundheitsfördernde Wirkung auf altersgerechte Weise kennen. Die Bewältigung von Herausforderungen und Belastungssituationen soll durch die Entwicklung von Achtsamkeit und (Selbst-) Mitgefühl erleichtert und Fähigkeiten zur achtsamen Kommunikation gefördert werden.

  3. Schulkultur: Ziel ist außerdem die Stärkung achtsamkeitsorientierter Strukturen im Setting Schule zur Verbesserung des Schulklimas sowie die Förderung einer mitgefühlbasierten Kommunikationskultur in der Schule. Die Implementierung des Projektes in der Schule kann je nach Setting Maßnahmen wie AmSel-Projekttage, AmSel-Pausen, Peer-to-Peer Methoden und Elterninformationsveranstaltungen etc. beinhalten. Die Formate der Umsetzung, werden partizipativ mit den AmSel-Teams an den Strukturen ihrer Schule orientiert entwickelt.

Rahmenbedingungen:

  1. Vorläufiger Projektzeitraum: 01.02.2020- 31.01.2023

  2. Drei Schulen pro Jahr pro Standort (alle Schulformen) können auf Anfrage in das Projekt AmSel aufgenommen werden.

  3. Je nach Größe der Schule bilden drei bis fünf Multiplikator*innen (Lehrkräfte/Schulsozialarbeiter*innen/pädagogische Fachkräfte) das AmSel-Team an einer Schule. Diese nehmen an einer Fortbildungsreihe teil und setzten entsprechende Maßnahmen anschließend mit flankierender fachlicher Begleitung der AmSel Trainer*innen sukzessive und langfristig innerhalb ihrer Schule um.

  4. Es ist notwendig, dass die Schulleitung und die Schulkonferenz das Projekt befürworten.
Angebote und Maßnahmen

Fortbildung für Multiplikator*innen-Teams

  • Fortbildungsumfang:
    Vier Präsenzveranstaltungen von jeweils 1,5 Tagen im Zeitraum von ca. 6 Monaten (davon etwa zwei Drittel Schultage ein Drittel unterrichtsfreie Zeit).

  • Inhalte:
    • Grundlagen der Suchtprävention, Stressentstehung und Achtsamkeitsforschung
    • Einführung in die Achtsamkeitspraxis
    • Körper- und Wahrnehmungsübungen
    • Reflexion von habitualisierten Denk-, Fühl- und Verhaltensmustern
    • Achtsamkeitspraxis und wertschätzende Kommunikation mit Schüler*innen
    • Konzentration, Spannungs- und Emotionsregulation, Beziehungsfähigkeit
    • Psychoedukation zur Wechselwirkung von Körper und Bewusstsein
    • Grenzen achtsamkeits- und mitgefühlsbasierter Interventionen
    • Einführung in die AmSel-Online-Plattform/Methodenkatalog zur eigenständigen Weiterarbeit der Multiplikator*innen (AmSel-Teams)
    • Planung der Implementierung in den Schulalltag und settingspezifische Ausrichtung

  • Umsetzung:
    Bei der Maßnahmenplanung und schrittweisen Implementierung der Inhalte in das schulische Setting wird das Team fachlich beraten und bei Bedarf flankierend begleitet. Schulspezifische Strukturen und Zeitfenster sollen dabei berücksichtigt werden.
Fortbildungstermine

Bonn:

23./24.04. (Modul I)

28./29.05.(Modul II)

nach den Sommerferien (Modul II und IV)

 

Köln:

 

ab 2021

 

Rhein-Sieg-Kreis:

 

ab 2021

 

Blended Learning Plattform

Es wird eine Online-Plattform eingerichtet, auf der die ausgebildeten Multiplikator*innen Lerninhalte und Medien für die eigene Praxis sowie für Schüler*innen finden. Die Plattform dient der Erweiterung und Vertiefung während der Fortbildung und auch während der Umsetzungsphase. Die Blended-Learning-Plattform stellt Lernmaterial sowie Medien zur Verfügung, ermöglicht die Vernetzung mit anderen AmSel-Multiplikator*innen und unterstützt damit die Implementierung des Projektes in den Schulalltag und den Austausch in den Fortbildungsgruppen. Außerdem sichert sie die Nachhaltigkeit und Übertragbarkeit der Maßnahmen über den Förderzeitraum hinaus.

AmSel-Qualitätszirkel

Nach Beendigung der Fortbildung wird ein flankierender AmSel-Qualitätszirkel für Multiplikator*innen zur Begleitung des Transfers der AmSel-Methoden in den Schulalltag eingerichtet, der während der gesamten Projektlaufzeit fortgeführt wird.

Partizipative Evaluation

Parallel zur Fortbildung und Umsetzung in der Schule, wird das Projekt laufend wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Dieser Prozess ist partizipativ, so dass die Erfahrungen der AmSel-Teams in den Schulen einfließen und der Weiterentwicklung, Übertragbarkeit und Nachhaltigkeit der Maßnahmen dienen können.

Der Schwerpunkt der Evaluation liegt auf der Erfassung von Parametern der Akzeptanz und Umsetzbarkeit (Feasibility) der Maßnahmen und der blended-learning Aspekte. Wie nützlich sind die Methoden für den Arbeitsalltag der Multiplikator*innen? Wie lassen sich die Inhalte in Schule übertragen und umsetzen? Die Parameter werden in einem mixed-methods Ansatz aus Interviews und Fragebögen (partizipative Befragung) erfasst.

Kooperationspartner

Kooperations-Partner von update Fachstelle für Suchtprävention (Caritas/Diakonie) für die Projektentwicklung und Evaluation von AmSel ist die AG Gesundheitsförderung und Prävention der Kliniken Essen-Mitte und der Universität Duisburg-Essen.

Ab dem zweiten Projektjahr werden neben dem Projektstandort Bonn zwei weitere AmSel-Standorte in NRW  aufgebaut. In den Standorten II und III - angesiedelt an den Fachstellen für Suchtprävention Köln und Troisdorf - wird das Projekt AmSel auf dieselbe Weise ab 01.01.2021 mit drei Schulen pro Jahr pro Standort umgesetzt.

Finanzierung

AmSel wird durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (MAGS) gefördert.

Sie sind an einer Schule in Bonn, Köln oder dem Rhein Sieg Kreis tätig und interessieren sich für das Projekt?

Informationen für Schulen

Bewerbungsbogen

 

 

So kommen wir in Kontakt

Rufen Sie an unter: 0228-688588-0
Per E-Mail: update@cd-bonn.de

Ansprechpartnerin

Jasmin Friedrich

Email:
jasmin.friedrich@cd-bonn.de